Nach dem eher ernsten Liedermacher nun wieder etwas Lustiges aus meiner losen Stinde-Serie:
Stinde nimmt hier den Naturalismus auf die Schippe. Wer sich auch bei der Lektüre von Hauptmanns Vor Sonnenaufgang kaum vorstellen konnte, dass das alles mal vollkommen ernst gemeint war, ist hier richtig. Das Drama selbst ist schon spaßig, aber die beigefügten pseudowissenschaftlichen Essays, (die hier erstmals als elektronische Texte verfügbar sind), machen noch mehr Freude.
Der gelernte Chemiker Stinde hatte eine große Aversion gegen plumpe Vulgärwissenschaft, und da bot der Naturalismus sehr viel Angriffsfläche.
(Wikipedia)
Viel Spaß!
Quote:
Das Torfmoor Naturalistisches Familiendrama in einem Aufzuge (Aufführung verboten) Mit litterarischen Beiträgen von Einar Drillquist: Verfassers Verhör, Ola Bagge-Olsen: Die ethische Bedeutung des Torfmoors, Rasmussine Tosse, stud. rer. nat.: Die Frauengestalten des Torfmoors, Mads Dosmer: Fr. Nietzsche's Philosophie und das Torfmoor, Gumme Griis: Die Bühne des Torfmoors. Berlin, 1893, Verlag von Freund & Jeckel. (Carl Freund) |
Der gelernte Chemiker Stinde hatte eine große Aversion gegen plumpe Vulgärwissenschaft, und da bot der Naturalismus sehr viel Angriffsfläche.
Quote:
Stinde als Polemiker, Satiriker und Parodist, als kulturkritischer Kämpfer mit der Feder ist so total aus dem literaturgeschichtlichen Gedächtnis entschwunden, als habe es diese Facette seiner Produktion überhaupt nie gegeben. Dabei macht diese Literaturart gut ein Viertel seines Werkes aus. Die frühesten Parodien, Theaterstücke, die Stinde für Carl Schultzes Hamburger Vorstadttheater geschrieben hat, sind verloren gegangen. Wenigstens dem Titel nach bekannt ist die Wagner-Parodie Lohengrün oder Elsche von Veerlann. Später schrieb er Die Opfer der Wissenschaft (1878), Das Dekamerone der Verkannten (1881), Berliner Kunstkritik mit Randglossen von Quidam (1885) und den parodistischen Kolportageroman Emma, das geheimnisvolle Hausmädchen (1904), deren Tendenz (bei allen Unterschieden im Einzelnen) gegen Unwahres, Extremes, Erzwungenes, gewaltsam Übertriebenes in Wissenschaft und Kultur, in Kunst und Literatur gerichtet war. Speziell in der Literatur ist Stinde, verbündet mit Gleichgesinnten im Allgemeinen Deutschen Reimverein, gegen die Kraftmeiereien von Karl Bleibtreus „Revolution der Litteratur“ und ihre lyrischen Folgen angegangen. Auch exaltierte Erscheinungen des literarischen Naturalismus waren das Ziel seines Spottes. Schon die Erzählung Pienchens Brautfahrt (1891) enthält antinaturalistische Polemik. So richtig frei lässt Stinde seinen Groll gegen Ibsen, Zola und die ganze Richtung aber erst im Torfmoor los, auf spielerische Art freilich, indem er in wechselnden sprachlichen Maskenkostümen agiert. Er selbst hat sich wohl nur einen entlastenden Spaß gönnen wollen. Die honorige Lesewelt scheint seinerzeit eher peinlich berührt und wenig amüsiert gewesen zu sein, mit Ausnahme des näheren Stinde-Umkreises. |
Viel Spaß!